Die Kirgisen sind ein altes Volk und waren schon immer in der Viehzucht tätig. Die Haushaltsgegenstände Shyrdak und Ala-Kiyiz sind genau mit der Viehzucht verbunden, da das Material immer zur Hand war. Daher stammt die kirgisische Handwerkskunst, die bis heute überlebt hat.
Es werden nur 2 grundlegende Technologien bei der Herstellung von Filzteppichen verwendet – Shyrdak und Ala-Kiyiz.
Der Shyrdak
Der Shyrdak ist ein nationaler Teppich, der in der komplexen Mosaiktechnik hergestellt wird. Das Wort „Shyrdak“ stammt vom Wort „Shyryk“ ab, was Nähen bedeutet – dies ist einer der Hauptprozesse bei der Herstellung eines Shyrdak, der ihn sehr stark und langlebig macht. Die Lebensdauer kann bis zu hundert Jahre betragen, abhängig von der Pflege des Produkts. Von Anfang an benötigt die Handwerkerin etwa zwei Monate, um einen mittelgroßen Shyrdak herzustellen, wenn sie nur an diesem Teppich arbeitet. Traditionell wird der Shyrdak jedoch gemeinsam mit der Familie und Verwandten hergestellt. Dieser kollektive Ansatz reduziert die Zeit und den Aufwand, die für die Herstellung eines Teppichs erforderlich sind.
Der Herstellungsprozess besteht aus mehreren Stadien. Zunächst werden Filzstoffe in verschiedenen Farben hergestellt, hauptsächlich durch natürliche Färbung. Zur Färbung werden Pflanzenwurzeln, Zwiebelschalen, Granatapfelrinde, Walnussschalen usw. verwendet. Als Basis dient ein schwarzer oder dunkelbrauner Filz von dichter Struktur. Traditionelle Ornamente und Muster werden aus gefärbtem Filz mit einem scharfen Messer ausgeschnitten. Die Muster werden als Negativ-Positiv angelegt und zusammengenäht. Um Haltbarkeit und Struktur zu verleihen, wird die gesamte Oberfläche des Shyrdak nach den Ornamenten gesteppt, wodurch die oberen und unteren Schichten verbunden werden.
Oft werden Shyrdaks zwischen Generationen weitergegeben und mit Ehrfurcht als Familienerbstück behandelt. Shyrdak ist ein obligatorisches Hochzeitsgeschenk mit einer Mitgift, ein Einzugsgeschenk und für Jubiläen.
Ala-Kiyiz
„Ala-Kiyiz“ sind Filzteppiche mit in ihnen eingerollten Mustern. Der Name bedeutet übersetzt bunter Filz. Sie sind einfacher herzustellen, aber nicht weniger bunt und attraktiv. Sie werden im Haushalt verwendet und dienen auch zur Dekoration. Die Lebensdauer des Teppichs beträgt bis zu zwanzig Jahre.
Der Herstellungsprozess wiederholt den grundlegenden Prozess der Filzherstellung. Reine, trockene schwarze Wolle wird auf die Unterlage gelegt; gefärbte, trockene Wolle wird darauf in Form von Mustern und Ornamenten platziert. Dann wird die gesamte Oberfläche mit heißem Seifenwasser übergossen, um die Fasern zu verbinden. Die Unterlage wird eingewickelt und etwa eine halbe Stunde lang bearbeitet. Nachdem der Filzstoff von Hand ausgerollt wurde, wird das Produkt gewaschen und zum Trocknen ausgelegt. Es ist möglich, das Ala-Kiyiz für neue Rückseiten von Shyrdak und Jurtenabdeckungen wiederzuverwenden.
Ein Ornament ist eine Botschaft, eine Art Schrift in kirgisischen Handwerkskunst. Das traditionelle Muster für Filzprodukte hat etwas gemeinsam mit der Welt um uns herum: Natur (Suu – Wasser), Flora und Fauna (Karga Tyrmak – Rabenkrallen, Anar – Granate, etc.). Oft werden Gelände nachgebildet – Berge, Pflanzen, Flüsse. Wenn die Mitgift für das Mädchen vorbereitet wurde, war es die Sprache ihrer Familie, die erzählte, woher sie kam, über die Tatsache sprach, dass sie aus einer wohlhabenden Familie stammte und dass sie nicht vergessen würde, woher sie kam. Das Ornament enthielt die Wünsche der Frauen ihrer Art, ihrer Familie. Die Mutter machte in einem der Ornamente eine Art Nebel – Tumar – und verschlüsselte die Botschaft, dass ihre Tochter glücklich sein sollte, gesund, dass sie viele Kinder haben würde, einen guten Ehemann, dass ihre Ahnengeister sie beschützen würden.
Wir werden Ihnen auf jeden Fall mehr über die heiligen Werte der traditionellen kirgisischen Handwerkskunst in den folgenden Veröffentlichungen erzählen.
Um traditionelle kirgisische Handwerkskunst zu erleben, können Sie an unserer Handwerks-Tour teilnehmen.
Geschrieben von Aisha Mambetalieva.
27. Mai 2020.
